Norm, Normen, Normierung

Normen legen fest, welche Eigenschaften als „normal“ angesehen werden. In der Sprache und Kunst drückt sich das z.B. darin aus, dass Abweichungen von dem, was als normal angesehen wird, benannt werden, während die „normalen“ Eigenschaften stillschweigend vorausgesetzt werden. Dadurch werden die Normen immer wieder bestätigt. Z.B. wird nicht gesagt: „Der heterosexuelle Bürgermeister“, aber „der schwule Bürgermeister“. Es gibt Normen in Bezug auf verschiedene menschliche Eigenschaften, z.B. Körper, Geschlecht, sexuelle Orientierung, Hautfarbe, Fähigkeiten. Normierung bedeutet, dass etwas den bestehenden Normen angepasst oder in diese hineingezwungen wird. Normierungen sind nicht „neutral“, sondern bedeuten eine Hierarchisierung, in der die „Abweichungen“ von der Norm als nicht so wichtig betrachtet, ignoriert, abgewertet, bestraft, tabuisiert werden. Auch in der Medizin werden Normen festgelegt, z.B. indem bestimmt wird, welche Genitalien als „normal“ angesehen werden und welche somit auch als nicht-normal und damit krank, gestört und behandlungsbedürftig erachtet werden.

(Quelle: Barth/Böttger/Ghattas/Schneider (Hg.): Inter. Erfahrungen intergeschlechtlicher Menschen in der Welt der zwei Geschlechter. Berlin: NoNo Verlag 2013)

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