Intersexuell: Wer ist das
Intersexuell
Intersexualität (auch DSD – Differences of Sex Development) bezeichnet eine Variation der körperlichen Geschlechtsmerkmale, Hormonspiegel oder Chromosomen, die nicht eindeutig als männlich oder weiblich klassifiziert werden können. Dies kann sich auf die äußeren Genitalien, die Gonaden (Eierstöcke oder Hoden), die Hormone oder Chromosomen auswirken.
Intersexuelle Menschen haben oft unterschiedliche Bedürfnisse und Herausforderungen im Vergleich zu Menschen mit eindeutig männlichen oder weiblichen Geschlechtsmerkmalen.
Es ist wichtig zu betonen, dass Intersexualität keine Krankheit ist und dass intersexuelle Menschen das gleiche Recht auf Respekt und Gleichbehandlung haben wie alle anderen. Die Rechte von intersexuellen Menschen sind durch die Menschenrechte und die Gleichbehandlungsgesetze geschützt.
Es gibt nicht nur männliche und weibliche Geschlechter, sondern auch intergeschlechtliche Menschen, die körperliche Geschlechtsmerkmale haben, die sich nicht eindeutig als nur männlich oder nur weiblich klassifizieren lassen. Das betrifft zum Beispiel die Geschlechtsorgane, Hormonproduktion oder den Chromosomensatz, die Figur, Haarverteilung oder Muskelmasse. Diese Variationen können schon bei der Geburt oder erst später im Leben sichtbar werden. Obwohl intergeschlechtliche Menschen nicht selten sind, wissen viele Menschen wenig darüber und es gibt viele Halbwahrheiten und Stereotypen im Umlauf. Es ist wichtig zu verstehen, dass Intersexualität eine natürliche Variation des menschlichen Körpers ist und dass intergeschlechtliche Menschen das gleiche Recht auf Respekt und Gleichbehandlung haben wie alle anderen.
Wie viele inter* Menschen gibt es weltweit und in Deutschland?
Es ist schwierig, genaue Zahlen über die Anzahl der intergeschlechtlichen Menschen weltweit oder in Deutschland zu geben, da es immer noch große Unsicherheit und Unwissenheit darüber gibt, wie Intersexualität definiert und diagnostiziert werden sollte. Viele intergeschlechtliche Menschen werden nicht diagnostiziert oder registriert, was die Schätzungen der Anzahl der Betroffenen erschwert.
Einige Schätzungen gehen jedoch davon aus, dass etwa 1-2% der Bevölkerung intergeschlechtlich sind, was weltweit bedeutet, dass es möglicherweise Millionen von intergeschlechtlichen Menschen gibt. In Deutschland leben schätzungsweise 80.000 bis 120.000 intergeschlechtliche Menschen.
Sind intersexuelle Menschen ein drittes Geschlecht?
Es ist wichtig zu verstehen, dass Intersexualität keine dritte Geschlechtskategorie oder -option darstellt, sondern vielmehr eine Variation der körperlichen Geschlechtsmerkmale ist, die nicht in eindeutig männliche oder weibliche Kategorien eingeordnet werden kann.
Es ist auch wichtig zu beachten, dass die meisten intergeschlechtlichen Menschen sich als männlich oder weiblich identifizieren und ihr Geschlecht in der Regel im Einklang mit ihrem individuellen Geschlechtsempfinden leben. Einige intergeschlechtliche Menschen können jedoch auch non-binär oder genderqueer identifizieren, was bedeutet, dass sie sich nicht ausschließlich als männlich oder weiblich identifizieren.
Obwohl es in einigen Ländern gesetzliche Anerkennungen für ein drittes Geschlecht gibt, ist es wichtig zu betonen, dass die Anerkennung intergeschlechtlicher Menschen nicht auf die Schaffung einer dritten Geschlechtskategorie reduziert werden sollte, sondern auf die Anerkennung ihrer individuellen Geschlechtsidentität und Geschlechtsausdrucks.
Ist Intersexualität eine Krankheit und warum ist die medizinische Behandlung von intersexuellen Menschen umstritten?
Intersexualität ist keine Krankheit, sondern eine natürliche Variation der körperlichen Geschlechtsmerkmale, die bei der Geburt oder später im Leben auftreten kann. Dennoch wurden intergeschlechtliche Menschen historisch oft als “krank” betrachtet und medizinisch behandelt, um sie in eine männliche oder weibliche Geschlechtskategorie zu “korrigieren”.
Die medizinische Behandlung von intergeschlechtlichen Menschen ist heute sehr umstritten, da sie oft mit schwerwiegenden und irreversiblen Auswirkungen verbunden ist. Einige intergeschlechtliche Menschen werden einer geschlechtsangleichenden Operation unterzogen, um ihre Geschlechtsmerkmale an eine typisch männliche oder weibliche Form anzupassen. Diese Operationen können jedoch erhebliche physische, psychologische und emotionale Auswirkungen haben, einschließlich Schmerzen, Inkontinenz, Unfruchtbarkeit, Trauma und Schwierigkeiten bei der Geschlechtsidentität.
Aus diesem Grund fordern intergeschlechtliche Aktivist*innen und einige medizinische Fachleute eine Verschiebung von der geschlechtsangleichenden Chirurgie hin zu einem medizinischen Modell, das auf der Unterstützung und Anerkennung der individuellen Geschlechtsidentität und Selbstbestimmung basiert. Dies könnte beinhalten, dass intergeschlechtliche Menschen Zugang zu unterstützenden Behandlungen und Beratung haben, um ihnen zu helfen, Entscheidungen im Einklang mit ihrer individuellen Geschlechtsidentität und -ausdrucks zu treffen, anstatt sie zu erzwingen, sich in eine bestimmte Geschlechtskategorie einzuordnen.
Was sind die Merkmale des Geschlechts, das den Menschen bei der Geburt zugewiesen wird, und was geschieht mit intersexuellen Menschen?
Das Geschlecht, das einem Kind bei der Geburt zugewiesen wird, basiert auf einer Kombination von Faktoren wie den äußeren Genitalien, Chromosomen, Hormonen und anderen körperlichen Merkmalen. Basierend auf diesen Merkmalen wird das Kind typischerweise als männlich oder weiblich kategorisiert. Es ist jedoch wichtig zu beachten, dass diese Zuweisung nicht immer eindeutig ist, insbesondere bei intersexuellen Menschen.
Intersexuelle Menschen haben körperliche Merkmale, die sich nicht eindeutig in die männliche oder weibliche Kategorie einordnen lassen. Dies kann verschiedene Formen annehmen, wie zum Beispiel untypische Genitalien, Chromosomenaberrationen oder Hormonungleichgewichte. Diese Variationen können bei der Geburt sichtbar sein oder erst später im Leben erkannt werden.
Geschlechtsmerkmal | Weiblich | Männlich |
Genitalien | Vulva und Vagina | Penis |
Keimdrüsen | Eierstöcke | Hoden |
Chromosomen | XX | XY |
Hormone | Östrogen und Progesteron | Testosteron |
Die Genitalien, Keimdrüsen, Chromosomen und Hormone sind wichtige Merkmale, die das Geschlecht einer Person definieren. Bei weiblichen Personen gehören die Vulva und Vagina zu den primären Geschlechtsmerkmalen, während der Penis ein primäres Geschlechtsmerkmal bei männlichen Personen ist. Die Keimdrüsen, die für die Produktion von Eiern bzw. Spermien verantwortlich sind, sind Eierstöcke bei weiblichen und Hoden bei männlichen Personen.
Die Chromosomen sind eine weitere wichtige Komponente des Geschlechts. Frauen haben normalerweise zwei X-Chromosomen (XX), während Männer ein X- und ein Y-Chromosom (XY) haben.
Schließlich spielen auch Hormone eine Rolle bei der Geschlechtsentwicklung. Weibliche Hormone wie Östrogen und Progesteron unterstützen die Entwicklung weiblicher Merkmale, während männliche Hormone wie Testosteron die Entwicklung männlicher Merkmale fördern.
Was ist der Unterschied zwischen intersexuellen und transsexuellen Menschen?
Intersexuelle Menschen werden mit körperlichen Geschlechtsmerkmalen geboren, die sich nicht eindeutig als männlich oder weiblich einordnen lassen. Es gibt verschiedene Formen der Intersexualität, die sich in Bezug auf Chromosomen, Hormone und/oder körperliche Merkmale unterscheiden können.
Transsexuelle Menschen hingegen fühlen sich nicht mit dem Geschlecht identifiziert, das ihnen bei der Geburt zugewiesen wurde. Sie empfinden eine Diskrepanz zwischen ihrem biologischen Geschlecht und ihrer Geschlechtsidentität, also dem empfundenen Geschlecht. Transsexuelle Menschen können körperliche Veränderungen anstreben, um ihrer Geschlechtsidentität besser entsprechen zu können.
Obwohl die beiden Begriffe oft verwechselt werden, ist es wichtig zu verstehen, dass Intersexualität und Transsexualität unterschiedliche Phänomene sind, die nicht miteinander verwechselt werden sollten.
Welche Krankheiten während der Schwangerschaft können Intersexualität verursachen?
Es gibt verschiedene Erkrankungen, die während der Schwangerschaft zu Intersexualität führen können. Einige der häufigsten sind:
- Kongenitale Adrenalhyperplasie (CAH): Dies ist eine angeborene Störung des Hormonstoffwechsels, bei der der Körper zu viele männliche Hormone produziert. Bei Mädchen mit CAH können dadurch männliche Geschlechtsmerkmale wie eine vergrößerte Klitoris oder eine untypische Verteilung der Schamhaare auftreten.
- Androgenresistenzsyndrom (AIS): Dies ist eine genetische Störung, bei der der Körper auf männliche Hormone nicht richtig reagiert. Menschen mit AIS haben typischerweise XY-Chromosomen und Hoden, aber ihr Körper entwickelt weibliche Geschlechtsmerkmale aufgrund des Mangels an Reaktion auf Testosteron.
- Gonadendysgenesie: Hierbei handelt es sich um eine Störung der Entwicklung der Keimdrüsen, bei der die Keimzellen nicht richtig in Eierstöcke oder Hoden differenzieren. Dies kann zu untypischen Geschlechtsmerkmalen oder einer Kombination von männlichen und weiblichen Geschlechtsmerkmalen führen.
- Exposition gegenüber Hormonen oder Chemikalien: In seltenen Fällen kann die Einnahme bestimmter Hormone oder die Exposition gegenüber Chemikalien während der Schwangerschaft zu einer Veränderung der Geschlechtsentwicklung führen.
Es ist wichtig zu beachten, dass Intersexualität nicht immer das Ergebnis einer Krankheit oder einer Schwangerschaftskomplikation ist, sondern auch auf natürlichen Variationen im menschlichen Körper beruhen kann.
Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es, wenn eine medizinische Notwendigkeit besteht?
Wenn bei einem intersexuellen Menschen eine medizinische Notwendigkeit besteht, kann es verschiedene Behandlungsmöglichkeiten geben, je nach den individuellen Bedürfnissen und Umständen. Einige dieser Behandlungen können sein:
- Hormontherapie: Wenn der Hormonspiegel eines intersexuellen Menschen nicht dem entspricht, was für ihre Geschlechtsidentität angemessen ist, kann eine Hormontherapie eingesetzt werden, um das Hormonungleichgewicht auszugleichen. Zum Beispiel kann eine Frau mit CAH, die zu viele männliche Hormone produziert, mit Hormonen behandelt werden, um den Hormonspiegel zu senken.
- Operation: In einigen Fällen kann eine Operation erforderlich sein, um körperliche Probleme zu beheben oder um das Aussehen der Genitalien an die Geschlechtsidentität des intersexuellen Menschen anzupassen. Eine Operation kann auch durchgeführt werden, um die Funktionsfähigkeit der Geschlechtsorgane zu verbessern, wenn sie aufgrund einer intersexuellen Variante nicht richtig funktionieren.